Sonntag, 22. Mai 2022

Das Affenpockenvirus (Monkey Pox Virus) - ein erster Überblick über die komplexe Klinik einer ernst zu nehmenden Pockenerkrankung

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Haben die Affenpocken die Artenbarriere übersprungen?
 Zunahme der Infektionszahlen weist auf Beginn eines pandemischen Großschadensereignis hin
 - Quelle des Bildzitates: Pixabay

Liebe Freunde des Lebens, des Friedens und der Freiheit,

noch wird in den Massenmedien das Risiko einer weltweiten Pandemie der Affenpocken heruntergespielt und die Berichterstattung in den Medien versucht aus dem sich abzeichnenden Affenpockenproblem für die Menschheitsfamilie den Eindruck zu erwecken, dass es sich hierbei um eine Erkrankung handelt die in erster Linie nur Schwule und Männer befällt. Diese Form der medialen Desinformation, in welcher wieder eine Gruppe der Gesellschaft stigmatisiert wird, ist ethisch und auch presserechtlich kritisch zu hinterfragen.

In den letzten 24 Stunden habe ich viel Zeit darauf verwendet die Pathophysiologie und Klinik rund um die Pocken und ihrer Abkömmlinge zu studieren. Dabei komme ich zu dem Schluss, dass wir im Falle der Affenpocken es durchaus mit einer mehr als nur ernsten Erkrankung zu tun haben, die alles andere als trivial ist und zudem viele Paralellen zu den klassischen Pocken aufweist, wobei noch unklar welche einzelnen Determinanten eines Menschen den individuellen Krankheitsverlauf im Einzelfall bei einer Infektion eines Gesunden beeinflussen. Auch wenn die Affenpocken nicht wie die klassischen Pocken (lat. Variola major) in 20-50% der Fälle bislang zum Tode führen, sondern im Median "nur" in 1-5% aller Infizierten, so kann bei der zentralafrikanischen Variante des MP-Virus die Letalität - insbesondere bei Kindern und Kleinkindern - je nach Literaturquelle auf 11-16% Prozent ansteigen - wobei ich die Folgen einer Affenpockeninfektion im Sinne chronischer Folgeerkrankungen hierbei noch ausser acht lasse.

Rechnet man die Folgen von bakteriellen Superinfektionen der dermatologischen Manifestationen der Affenpocken hinzu, so dürfte im Zeitalter mulitresitenter Keime im Mikrobiom der Haut der Bevölkerung (u.a. rund 30 Prozent MRSA Besiedlung) eine Affenpockenpandemie zu einem explosionsartigen Anstieg schwerer Folgeinfektionen durch Lungenentzündungen, Abszesse, Furunkel, Erysepele und anderer Weichteil- und Knocheninfektionen, inklusive lebensgefährlicher septischer Erkrankungsbilder mit zeitlicher Latenz im Stadium der Suppuration einer solchen Pockenerkrankung nach sich ziehen und die Todesfallzahlen in Folge solcher Sekundärkomplikationen in die Höhe schnellen lassen.

Wenn die Medien also berichten, dass die Affenpocken in aller Regel milde verlaufen, so ist ein solches Statement mit der Realität einer Pockenerkrankung nicht vereinbar. Mild nur im Vergleich zu den katastsrophalen Folgen einer echten Pockenerkrankung (Variola major discrete) - nicht aber in Relation zu anderen Infektionserkrankungen, wie Windpocken (engl. chickenpox) oder banalen Erkältungserkrankungen durch Adenoviren. De facto stellt eine Infektion mit Affenpockenviren eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit und das Leben der Betroffenen dar, die im Stande ist, sehr schnell bei weiterer sich abzeichnender Zunahme der offenbar nun autochtonen Infektionsketten nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit, die Gesundheitssysteme zu überlasten und zum Zusammenbruch bringen zu können.

Neue Affenpockenfälle werden aus Australien, Spanien, Portugal, England, Kanada, Belgien, Frankreich, Schweden und vielen anderen Ländern berichtet... ( 7)

Wie erwartet gibt es nun auch in Nordrhein-Westfalen, von wo aus der Münchener Indexpatient nach Frankfurt reiste, weitere Verdachtsmomente für eine Ausbreitung der Affenpocken. Mit einem Kontagionsindex von 58 Prozent sind die Affenpocken zwar nicht ganz so stark ansteckend wie die klassischen Pocken, aber gleichwohl immer noch ansteckender als Typhus, Diphterie, Mumps, Röteln oder die Kinderlähmung. So haben die Variola major einen Kontagionsindex von ca. 95% und die Affenpocken liegen mit 58% nicht allzuweit dahinter. Dies bedeutet, dass sich im Schnitt rund 6 von 10 nicht immunen Personen nach Exposition mit dem Affenpockenvirus mit diesem auch Infizieren. Angesichts einer Letalität - je nach Virusvariante des MP-Virus - von 1 bis 16% stellt dies ein ernstzunehmendes Gefahrenpotential für die Gesundheit der Menschen - ganz im Sinne eines katastrophalen Seuchenereignisses - dar.

Da Pockenviren thermalen Herausforderungen gut widerstehen können und schlecht durch Hitze inaktiviert werden, können sie durchaus mehrere Jahre in der Umwelt überleben und infektiös bleiben. So konnte in der Zeit vor der Ausrottung der Pocken für Pockenviren gezeigt werden, dass mit Sekreten des Patienten kontaminierte Kleidung selbst nach Jahren Ausgangspunkt für Neuinfektionen mit den Pocken waren. Neben der aerogenen Übertragung durch Tröpfcheninfektion und Staub von Mensch zu Mensch ist daher auch durch kontaminierte Flächen oder Berührung von mit Affenpocken infizierten Personen eine Infektion andere Personen möglich.

Die Schwere des Erkrankungsverlaufes hängt von diversen Faktoren ab...

Wer sich mit dem Affenpockenvirus infiziert wird sich unweigerlich mit der Frage beschäftigen, welchen Verlauf diese Infektion im Einzelfall nehmen wird. Da es sich nicht um einen banalen Atemwegsinfekt, sondern um eine potentiell lebensbedrohliche Infektion handelt, besteht eine ärztliche Meldepflicht. Diese Frage nach der Schwere des Erkrankungsverlaufs lässt sich freilich nicht pauschal beantworten und hängt in erster Linie von diversen Faktoren ab, welche da wären:

  • Die Immunität des Infizierten zum Zeitpunkt der Infektion und sein allgemeiner Gesundheitszustand
  • Die Eintrittspforte der Infektion - z.B. über Verletzungen der Haut oder über die Atemwege?
  • Die Höhe der Viruslast und die Virulenz des Virus, welche abhängig ist von der Gattung des Virus.
  • Mögliche Besiedlung mit multiresistenten Bakterien der Haut und der Schleimhäute des Infizierten.

Diese vier Kernpunkte lassen sich in zahlreiche Untergruppen aufteilen, so dass z.B. bei nicht immunen dafür aber immunsupprimierten Patienten oder bei schwerkranken Patienten, die sich beispielsweise einer Chemotherapie wegen einer Krebserkrankung unterziehen, davon auszugehen ist, dass ebenso wie bei Kleinkindern und Säuglingen, wie auch bei Schwangeren, die Affenpocken im Falle einer Infektion einen besonders schweren Verlauf nehmen können.

Impflücke in der breiten Bevölkerung gegen Pocken stellt einen Risikofaktor für die Ausbreitung der Affenpocken in Deutschland und Europa dar

Auch wenn es gegen die Affenpocken noch keinen spezifisch angepassten Impfstoff gibt, sondern lediglich einen vom Ankara Stamm des Vakzina Virus abgeleiteten Impfstoff gegen die Variola major Variante der klassischen Pocken existiert, so dürfte dieser für die Allgemeinheit derzeit nicht verfügbar sein und falls doch, zumindest nicht in ausreichender Menge.

Auch wenn ein solches zur Gruppe der Orthopoxviren (OPV) gehörendes "Impfvirus" die Hoffnung auf eine damit vergesellschaftete Kreuzimmunität zum MP-Virus weckt, so ist keinesfalls wirklich sichergestellt, dass eine solche Kreuzimmunität in letzter Instanz beim Ankara modifizierten Lebendimpfstoff schlussendlich auch existiert und einen ausreichenden Schutz vor einer Erkrankung mit den Affenpocken liefert, denn wir wissen vom klassischen Variola Impfstoff, der bis 1982 noch in Deutschland verimpft wurde, dass ein hervorragender Schutz gegen die OPV-Pockenerkrankung nur für die Dauer von 2-3 Jahren gegeben waren, ehe es durch einen Abfall der humoralen - also Antikörper vermittelten Immunität - zu einem Nachlassen des Infektionsschutzes kam und die immunologische Lage im Hinblick auf den Schutz vor Pockeninfektion sich über die Zeit ändert. Zwar konnte selbst nach 50 Jahren bei Pockengeimpften neutralisierende Antikörper gegen die Variola Major Antigene nachgewiesen werden, wobei diese vor allem aber sich in der Haut der Geimpften manifestierte und weniger in der Blutbahn, wo hingegen gleichwohl das T-Zell basierte Gedächtnis gegen die Pocken bei im Kindesalter geimpften Menschen nachgewiesen werden konnte. Der nachlassende Schutz seitens der erworbenen Immunität kann daher zu klinisch kaum in Erscheinung tretenden Pockenerkrankungen führen und neue Infektionsketten in der Bevölkerung der noch nicht Immunisierten auslösen.

Die nachlassende Kreuzimmunität mit dem Alter dürfte daher auch bei gegen die Pocken geimpften Menschen eine wenn gleich abgeschwächten Verlauf der Affenpocken Erkrankung wahrscheinlich erscheinen lassen, welche klinisch ähnlich wie die Variolosis bei den klassischen Pocken sich manifestieren kann.

Doch angesichts der Bevölkerungspyramide und der Altersstruktur dürften meinen Berechnungen zufolge rund 62 Prozent der Bevölkerung - sprich alle Mitglieder unserer Gesellschaft im Alter von weniger als 44 Jahren - keine Immunität gegen OPV-Pockenviren aus früher statt gehabten Impfungen verfügen.

Sprich mehr als 50 Millionen Deutsche sind immunologisch nicht gegen die Affenpocken geschützt und haben somit ein überproportional hohes Risiko für dauerhafte Gesundheitsschäden oder gar einen tödlichen Verlauf im Falle einer Affenpocken Infektion.

Schätzungsweise 20-25 Prozent dieser nicht immunen Bevölkerung dürften auf Grund dermatologischer Vorerkrankungen (atopische Dermatitis, Psoriasis, Akne) auch nicht für eine Pockenimpfung mit dem Vakzina-Impfstoff in Frage kommen, ebenso wenig wie Menschen deren Immunsystem auf Grund von Autoimmunerkrankungen oder einer Krebserkrankung geschwächt ist und die dadurch Gefahr laufen bei der Impfung mit einem modifizierten Vakzina Impfstoff schwere Impfkomplikationen davon zu tragen.

Bei allen anderen in der Bevölkerung, wo der Impfschutz mehr als 44 Jahre zurück liegt, dürfte ein kompletter Impfschutz gegen die Pocken nicht mehr vollständig vorhanden sein, so dass auch hier mit einer vermutlichc schwächeren Verlaufsform der Affenpockenerkrankung im Falle einer Infektion gerechnet werden muss. Wie diese aussehen wird, bleibt freilich mit Blick auf die noch relativ geringen Fallzahlen, abzuwarten.

Klinische Symptome der Affenpocken ähneln den klassischen Pocken

Während die Variola Major, die als ausgerottet gelten, in der Regel nach einer Inkubationzeit von 8-21 Tagen (im Mittel 12-14 Tage post infectionem) zum Ausbruch der Pocken beim Infzierten führen, so liegt die Inkubationszeit bei den Affenpocken im Mittel bei 12 Tagen (7-17 Tage). Ähnlich wie die Variola major manifestiert sich die Affenpockenerkrankung vor Ausbruch des Exanthems mit hohem Fieber, Mukel- und Kreuzschmerzen, die auch Nachts sehr ausgprägt sein können, ehe die Pockenerkrankung danach unter weiter bestehender Schmerzsymptomatik in das Initialstadium übergeht. Typisch für die Pocken sind starke Kreuzschmerzen, die bei zunehmender Schwere der Erkrankung ebenfalls weiter zunehmen können und einen Hinweis auf eine schlechte Prognose - zumindest bei den Variola major - liefern.

Im Gegensatz zu den klassischen Pocken kommt es bei den Affenpocken dabei im Initialstadium meist nicht zu einer Rötung der Haut (Erythembildung/Rush), so dass ca. 1-4 Tage nach dem ersten Fieber und einer grippeähnlichen Symptomatik (die mit sehr hoher Viruslast vergesellschaftet ist) die Pockentypischen Veränderungen zunächst im Kopfbereich, an den Händen und Füssen und später auch am Stamm des Körpers auftreten. Dabei durchlaufen die Hautveränderungen verschiedene Stadien wie bei den klassischen Pocken zeitgleich - in dem diese während der Eruptionsphase zunächst als 2-3 mm große Rötung (Makula), dann als die Papel (Knötchenbildung) zu einer Blase (Vesikel) sich entwickeln, die ca 8 Tage nach Auftreten mit der Resorption der übelriechenden eitrigen Flüssigkeit in das Suppurationsstadium übergeht, das wiederum 2 bis 3 Wochen dauern kann, sofern man die Infektion überlebt.

Alles in allem muss bei der per defitionem vorliegenden Affenpockenpandemie eine Kontaktperson mit einer vierwöchigen Quarantäne, sowie im Erkrankungsfall mit bis zu 6-8 Wochen Arbeitsausfall rechnen (ca. 3 Wochen Inkubation + 3 bis 5 Wochen bis zur kompletten Abheilung, sofern nicht vorzeitig der Tod im Rahmen eines hämorraghischen oder fulminanten Verlaufs im Sinne einer Pupura variola einer Pockenerkrankung eintritt.

Wichtiger Hinweis:

Der Autor dieses Beitrages ist der Auffassung, dass die Berichterstattung in den Massenmedien die breite Öffentlichkeit zu den Ausbreitungswegen der Affenpocken in Deutschland derzeit nicht korrekt informiert, da wie in 2018 bereits dokumentiert und von mir dargestellt die Affenpocken eine hochkontagiöse Infektionserkrankung darstellen, die sowohl über die Luft (Aerosol/Stauaerosolinfektion) wie auch durch Körperflüssigkeiten als Schmierinfektion direkt oder indirekt erfolgen kann.

Quellen:

(1)Konsiliarlabor für Pockenviren in Deutschland
(2)Originalbetrag mit Warnung vor einer Affenpockenpandemie aus dem Jahre 2018
(3)CDC Hinweise zur Behandlung der Affenpocken
(4) RKI Informationen zum Affenpockenvirus
(5) Frankfurter Rundschau vom 19.5.2022 über den Affenpockenvirus Ausbruch in Europa
(6) Lexikon der Infektionserkrankungen - Springer Verlag
(6) Pockenausbrüche in NRW - Dissertation
(6) Affenpockenausbrüche weltweit - Hindustan Times

Important note:

The information provided here is based on the author's conclusions and own considerations of community members. The author's or community members conclusions do not represent any kind of therapy recommendation for emerging infectious diseases or infected patients, since there are still no clinical efficacy tests for these theoretical considerations for therapy of infectious diseases, which would prove a benefit for this type of treated patient - also if the author of an article is propably personally convinced that such therapy or test or vaccine can be of benefit to infected patients. As there are no clinical studies to date on the use of offlabel drugs and substances for virus infections in humans, as far as I know, therapeutic treatments with these substances should only be carried out as part of a clinical trial in suitable centers. The use of drugs mentioned in this article or other articles in this community by other members as part of an off-label use in the case of coronavirus infection or other kind off illness is explicitly discouraged due to the lack of data in human use until now, as long as the benefit of appropriately treated patients with consideration of the side effects of such therapies is proven in controlled studies could.

This contribution is only intended to encourage scientists to make increased efforts to develop adequate antiviral therapies that have a broad spectrum of antivirals. They are to be understood by the author of this article as a medical-theoretical contribution to the improvement of medical care for people all over the world - but do not include any kind of trade request for their practical implementation in humans without prior clinical examination by appropriate centers.

Off-label use of such experimental therapeutic strategies in the case of emerging viral diseases is at present not recommended by the author of this article. The presented informations are only representing theoretical therapeutic strategies mentioned by the author or other members to induce further clinical investigations in the field of emerging infectious diseases in future.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Beitrag stellt keine Empfehlung zur Anwendung von Medikamenten oder anderen Substanzen für die Behandlung von Erkrankungen oder Infektionen dar, sondern dient ausschliesslich zu Informationszwecken und dem wissenschaftlichen Austausch. In konkreten Erkrankungsfällen sollten Patienten und Erkrankte stets das weitere therapeutische Vorgehen mit den jeweils behandelnden Ärzten abstimmen - zumal der off label Einsatz von bislang klinisch nicht erforschten Therapieoptionen mit erheblichen Risiken für Leib und Leben verbunden sein kann und sich der Stand der Wissenschaft fortlaufend ändert.

Für die Richtigkeit der in diesem Beitrag gemachten Angaben wird jegliche Gewähr ausgeschlossen, da teilweise eigene Schlussfolgerungen auf Grundlage der Arbeiten von Dritten gezogen werden, für die bislang jeder wissenschaftliche Beweis fehlt. Im Zweifel ist der behandelnde Arzt zu fragen und die Möglichkeit anderer Ursachen für eine Erkrankung ebenso in Erwägung zu ziehen.

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